Geschichte
Der Hirsmontag war über Jahrhunderte ein bedeutender Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben der Entlebucher. Vier Schwerpunkten machten den Brauch einzigartig: der Hirsmontagsbote, der Hirsmontagsbrief, der Stoss und das Hirsenmahl. Der Bote kam hoch zu Ross aus dem Nachbarort und verlas den Hirsmontagsbrief mit lustigen Vorkommnissen in Knittelversen. Anschliessend wurde zum Stoss aufgerufen. In zwei Reihen stellten sich die Männer der zwei benachbarten Gemeinden auf und kämpften mit Schulterstossen um den Sieg. Nachher freute man sich am Hirsenmahl. Der Name Hirsmontag kommt aber nicht allein von der Volksspeise Hirse, sondern vom uraltdeutschen Begriff „hirzen“, das gleich wie „gäuden“ (Güdismontag) Schmausen und Zechen bedeutet.
Aus dem 18. und 19. Jahrhundert gibt es verschiedene Textquellen, die den Brauch ausführlich beschreiben. Das Buch von Friedrich Schmid von 2012 vereint diese Abschriften, ebenfalls sind alle vorhandenen Briefe der alten Zeit darin abgedruckt:
- Friedrich Schmid, Einsiedeln, 2012, Blätter für Heimatkunde aus dem Entlebuch, 77 Jahrgang
- Etrennes Helvétiennes, Lausanne, 1814, S. 33 – 47: Le Carnaval de l’Entlibouch
- Stalder, F.J. : Fragmente über das Entlebuch, 1798, Bd. 2 S. 78 – 115: Der Hirsmontag
- Alpenrose, ein Schweizer Taschenbuch, 1828 Schweizer, J.: Die Hirsmontagsfeyer im Entlebuch, S. 367 -389
- Festgabe für Dr. H. Portmann zum 75. Geburtstag Jg. 1951, S. 65 -74, Hirsmontagsbrief im Kapuzinerkloster Schüpfheim verlesen anno 1806
- Pfyffer, Kasimir: Der Kanton Luzern, Der Hirsmontag im Entlebuch, Jg. 1858, Bd. 1, S. 318
- Luzernisches Wochenblatt: Der Hirsmontag im Entlebuch, Dienstag, 25. Hornung 1783, Jg.III
- Beschreibung besondere etlicher Berge des Entlibuches, Hirsmontag der Entlibucher, Jg. 1783
- Aus dem Luzerner Ratsprotokoll vom 12. Januar 1728
„Auf Anzug, dass der im Land Entlibuech bis dahin geläbte Brauch unanstendig seÿe, haben U.H.G. und Oberen sich erkennet, dass bemelter Brauch in bequemerer Zeit als in der Fasnacht ( Fastenzeit ) wohl könnte erlaubt werden, zwahr mit heiterem und ernstlichen Vermahnen, dass besagte des Entlibuech geistlich- und weltlichen Ehren und der Jugend an der Unschuld in Wort und Schrift verschone und sich in Frid- und Leutseligkeit vertragen sollen wie daherig ein Ruef ist in das Land ergangen worden.“
(Durch die Kirche waren die Länge der Fastenzeit und der Kalender angepasst worden und der Hirsmändig war dann am Montag nach dem Aschermittwoch.)
Ursprung
Der Ursprung des Hirsmontag ist in Legenden und Sagen überliefert. Stalder schreibt 1798, dass die Entstehung auf den Guglerkrieg bei Buttisholz hindeute. Mit Beteiligung der Entlebucher wurden dort die Engländer 1375 besiegt. Der Bericht vom letzten Gugler, dem die Entlebucher die Nase abschnitten und diese zur Abschreckung nach England sandten, ist dabei ein erzählerischer Höhenflug.
Wann der erste Hirsmontagsbrief verlesen wurde ist nicht überliefert. Der erste erhalten Brief stammt von 1721 (von Escholzmatt nach Schüpfheim). Der Brauch des Schwung oder Stoss ist älter und wurde später parallel zum Brief abgehalten. Ab ca. 1770 fand er nicht mehr statt . Danach wurde nur noch der Brief verlesen.
Auferstehung
Die Luzerner Obrigkeit sah im Hirsmontag ein aufmüpfiges, unsittliches Treiben und man verbot im Jahr 1740 den Brauch. Natürlich wurde trotzdem weitergefeiert, bis in den kargen Hungerszeiten, Ende 19. Jahrhundert, den Entlebuchern die Lust an der Fasnacht selber verging. Der Brauch verschwand. Der Hirsmändig war fast ein Jahrhundert lang vergessen. 1992 hat sich eine Gruppe von Einheimischen aus Flühli und Sörenberg dieser alten Entlebucher Tradition angenommen und sich zur Aufgabe gemacht, dieses Brauchtum im Sinn und Geist der Altvorderen wieder zu beleben.
Unterstützung von Luzern
Im Bericht zum Guglerkrieg lesen wir, dass der Erfolg der Entlebucher gegen das Gugleraufgebot bei Buttisholz von Luzern mit Achtung und Lob bedacht wurde und trug ihnen die spätere Schirmherrschaft Luzerns ein. Mit der Wiedergeburt der Hirsmändigsfeier ist auch die Schirmherrschaft von Luzern symbolisch neu aufgelebte. Der gute Geist von Stadt und Land wird von der löblichen Sankt Jakobsbruderschaft zu Luzern am Hirsmändig in Flühli vorbildlich gepflegt.